Knappe zwei Wochen ist die Bundestagswahl 2017 nun her. Es war erfreulich zu sehen, dass dieses Jahr der Wahlkampf auch von zwei für uns relevanten Themen geprägt war: “Digitalisierung” und “Breitbandausbau”.  Die beiden Themen zogen sich wie ein roter Faden über alle Parteigrenzen hinweg.

Glasfaser Stefan RouenhoffGut zu sehen, dass der Notwendigkeit des Glasfaserausbau inzwischen auch die entsprechende Priorität zugewiesen wird. Ein klares “JA” zur Glasfaser-Technologie war bei diversen FTTH-Projekten beispielsweise am Niederrhein in der Vergangenheit nicht immer gegeben – ein sehr positives Signal.

 

Insbesondere in ländlichen Regionen, wird eine leistungsstarke Glasfaserinfrastruktur der(!) entscheidende Standortvorteil in der Zukunft sein. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit des Breitbandausbaus scheint erkannt zu sein, konkrete Taten bleiben natürlich noch abzuwarten.

Aber Breitbandausbau ist kein Selbstläufer – wie du sicher schon bemerkt hast. Nicht ohne Grund bist du auf meinem Blog gelandet 🙂 . Offensichtlich ist die Breitbandversorgung bei dir vor Ort nicht optimal und du machst dich stark für eine zukunftsfähige Glasfaser-Infrastruktur. Dir ist die Bedeutung der Technologie längst klar und du versucht die Chance auf den Ausbau mit Glasfaser mit Hilfe deiner Bürgerinitiative zu ergreifen.

Inzwischen hast du eine Bürgerinitiative für den Glasfaserausbau initiiert und alle Rahmenbedingungen zur internen Vernetzung geschaffen. Euer Webauftritt steht und auch in den sozialen Medien wird fleißig über das Thema diskutiert. Die Zielgruppe außerhalb von Facebook hast du ebenfalls angesprochen und selbstverständlich auch die wichtigen Multiplikatoren vor Ort mit eingebunden.

Aber eine ganz wichtige Zielgruppe für euren Projekterfolg fehlt noch – die handelnden Politiker. Aber nur, weil es Wahlkampfthema auf Landes- und Bundesebene war, heißt es noch lange nicht, dass die Lokalpolitik vollends hinter dem Thema steht. Hier ist oftmals Überzeugungsarbeit zu leisten, damit deine gewählten Vertreter die Notwendigkeit des Breitbandausbaus und die Zukunftsfähigkeit der Glasfasertechnologie erkennen und für das Thema gewonnen und überzeugt werden – dies ist (mal wieder) euer Job!

Aber es ist ein lohnender Weg. Es ist ein starkes Zeichen, wenn die Politik bei dir vor Ort geschlossen hinter dem Glasfaserausbau steht. Und eins sei auch gesagt: Der Weg zu den bereitstehenden Fördermitteln führt ausschließlich über die Politik.

 

Anbieterneutral aber nicht technologieneutral

Die Erfahrung aus diversen Bürgerinitiativen zeigt, dass sich viele Inhaber eines öffentlichen Amtes sehr schwer damit tun, sich für einen konkreten Anbieter stark zu machen. Als Argument wird oft vorgeschoben, sich aus Gründen des Wettbewerbs nicht für einen einzelnen Anbieter stark machen zu dürfen. Allerdings haben wir auch Bürgermeister und Räte erlebt, deren “Schmerz” einer schlechten Infrastruktur so groß war, dass sie die eigenen Bürger praktisch aufgerufen haben, einen Vertrag bei einem konkreten Anbieter zu unterschreiben.

Während die Neutralität gegenüber konkreten Anbietern durchaus noch nachvollziehbar ist, so ist die Neutralität gegenüber der eingesetzten Technologie nicht mehr akzeptabel. Wer im Jahr 2017 Geld in die Hand nimmt, um noch in Kupfer zu investieren, hat die Zeichen der Zeit leider immer noch nicht erkannt. Glasfaser ist die Technologie der Zukunft und bietet auf Jahrzehnte hinaus die notwendigen Reserven in der Bandbreite.

FTTH mit einer einzelnen Faser für jeden Kunden bis in Haus ist dabei sozusagen die Königsklasse.

Wer von Gigabit-Gesellschaft redet, kommt um eine zukunftsorientierte Technologie wie Glasfaser nicht umhin. Und nein, Vectoring ist keine Glasfaser. Auch wenn die Telekom dies gerne so propagiert, so wird lediglich versucht, aus dem Kupferkabel das letzte MBit/s – und vor allem den letzten Euro – rauszuquetschen.

Gemeinden, die aus einem vermeintlichen Kostenvorteil heute dem Vectoring den Vorzug geben, werden bereits in wenigen Jahren ein weiteres Mal gezwungen sein zu investieren – dann in eine nachhaltige, reinrassige Glasfaserinfrastruktur.

Umso unverständlicher die ablehnende Haltung gegenüber der Glasfaser, wenn privatwirtschaftlich – ohne den Einsatz von Fördermitteln und Zuschüssen der Gemeinden – gebaut werden soll. Richtig umgesetzt bekommen die Kommunen eine Glasfaserinfrastruktur praktisch zum Nulltarif.

Das 50 MBit/s-Ziel der Bundesregierung war schon in den Anfängen nicht ambitioniert genug. Ein generelles Problem bei IT-Themen in der Politik ist, dass immer(!) hinterher gearbeitet wird, nie visionär nach vorne. Oftmals scheint es dem Umstand geschuldet, dass die Kosten im Vordergrund stehen und der Zeithorizont bestenfalls eine Legislaturperiode beträgt.

Was den reinen Ausbau der Glasfaser angeht, so ist Deutschland im internationalen Vergleich noch immer Schlusslicht. Wirtschaftlich drohen massive Probleme, wenn die Infrastruktur nicht zügig ausgebaut wird. Dabei ist “Digitalisierung” ist kein Buzzword: Sie kommt mit Riesenschritten und wird die Wirtschaft verändern, wie kaum eine Technologie zuvor.

Das Netz wird dabei die Basis für alle kommenden Anwendungen sein – und die meisten sind noch gar nicht erfunden!

 

Digitalisierung

Die Welt ist bereits heute “digital”. Dies wird in Zukunft noch deutlich ausgeprägter der Fall sein. Ein jeder kann dies für sich gut oder schlecht finden – aber es ist die Realität. Die Augen vor der Digitalisierung zu verschließen bringt nichts und verschiebt das Problem bestenfalls.

Aber “Digitalisierung” ist noch nicht greifbar? Alles so weit weg? OK, dann frag dich mal, wo deine nächste Videothek ist!

Vermutlich lautet die Antwort: “Die ist geschlossen!”. Wie 95 % aller Videotheken in Deutschland – ersetzt durch Netflix, Amazon Prime und Maxdome. Spätestens im Rückblick liegt die Antwort doch auf der Hand: Lauter Vorteile für den Kunden!

Ich muss nicht mehr zur Videothek fahren, damit entfällt die Fahrerei für Abholung und Rückgabe, ein riesiger Zeitvorteil. Gleichzeitig eine riesige Filmauswahl und eine komfortable Suchfunktion. Von praktisch jedem Film kann ich mir einen Trailer ansehen und mich gemütlich vom Sofa aus entscheiden, welcher Film es werden soll. Und das auch spontan, Samstagabend um 23 Uhr, in der Jogginghose.

Beispiel Nummer 2, die Plattengeschäfte. Hier direkt die Kurzversion: Praktisch eine ganze Industrie wurde komplett von Apples iTunes ersetzt. Bis auf vereinzelte Nischen wie Vinyl-Schallplatten hat man seine Plattensammlung auf dem Smartphone oder streamt direkt aus dem Netz. Kundenvorteile: Überall verfügbar und auch hier eine riesige Auswahl.

Buchhändler haben die Marktmacht von Amazon gelernt. Selbst etablierte Buchhändler wie der “Stern-Verlag” in Düsseldorf konnten hier nicht gegenhalten und mussten schließen. Kundenvorteil: Mit zwei Klicks ist das Buch bestellt und wird am nächsten Tag versandkostenfrei vor die Tür geliefert. Oder es kommt direkt als e-Book per download – eine Minute später!

Die nächste Revolution steht direkt vor der Tür im Einzelhandel. Sich zu verschließen bringt nichts. Die Digitalisierung hat bereits einen Fuß in der Tür. Amazon liefert schon heute praktisch alle Standardprodukte am nächsten Tag.

Warum soll ich mir die Zeit nehmen und in Stadt fahren, mir einen Parkplatz suchen, diesen bezahlen, wenn ich bloß eine Jeans von der Stange haben möchte? (Größe ist bekannt und passt)

Bei Amazon dauert dieses Einkaufserlebnis 1 Minute – funktioniert einwandfrei, kommt am nächsten Tag und kostet noch 20 % weniger. Sorry liebe Fachverkäuferin – dafür komme ich nicht mehr vorbei.

Ein leistungsstarker Breitbandanschluss wird der(!) entscheidende Standortvorteil in den kommenden Jahren werden. Aber der Handel muss seine lokalen Vorteile ausspielen und auf die regionalen Bedürfnisse eingehen. Es reicht nicht mehr ein paar Artikel ins Schaufenster zu legen und auf Kunden zu warten!

Es muss ein Mehrwert für den Kunden geboten werden – Digitalisierung beginnt in den Köpfen!

 

Politik vor Ort

Doch zurück zu Lokalpolitik. Es geht um eure Gemeinde, daher müsst ihr die lokalen Akteure einbinden. Ihr seid die Vorreiter bei diesem Thema und wollt es voranbringen. Die Bereitschaft zur Unterstützung hängt oft mit dem konkreten Zustand der Internetanbindung und dem daraus resultierenden Leidensdruck zusammen. Das heißt, je mehr Bürger sich schon im Vorfeld über die schlechte Internetanbindung beschwert haben, desto einfach wird es sein, Unterstützung seitens der Parteien und Fraktionen zu bekommen.

Eure Aufgabe in diesem Kontext besteht zunächst darin, die Notwendigkeit des Glasfaserausbaus aufzuzeigen. Und dabei dreht es sich nicht Netflix, sondern um handfeste Standortfragen und Einnahmequellen für die Gemeinde!

Bandbreite bedeutet heutzutage Lebensqualität. Selbstverständlich gibt es im Leben wichtigere Dinge als TV-Serien, aber sie sind Teil unserer Zeit. Mediatheken der verschiedenen Sender bieten das Wunschprogramm rund um die Uhr. Niemand muss mehr Punkt 20 Uhr vor dem Fernseher hocken, um die Tagesschau zu sehen. Die Aufzeichnung ist nur einen Mausklick entfernt.

Dabei ist das klassische TV bei der jüngeren Generation nur noch nebensächlich. Deren TV/Video-Konsum ist nahezu komplett auf das Internet ausgerichtet. Der Sender heißt YouTube und Stars sind die “Lochies”. Kostprobe…? Bitte sehr!

Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) kommunizieren heute digital mit ihren Kunden. Es müssen E-Mails mit großen Dateianhängen versendet werden oder Geschäftspartner setzen in der Zusammenarbeit auf Videokonferenz. Versuch das mal mit 386 KBit/s!

HomeOffice ist ein fester Bestandteil der Arbeitswelt, setzt aber eine entsprechende Infrastruktur, sprich Bandbreite, voraus. Und nicht nur das – es trägt auch seinen Teil der Lösung bei, um die aktuellen (und zukünftigen) Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen. Jeder Tag im HomeOffice bedeutet konkret, dass eine Hin- und Rückfahrt vermieden wird – in der Regel mit dem Auto. Das ist ein wirkungsvolles Software-Update zur Abgasreduktion!

 

Die Akteure

Fang also auf lokaler Ebene an, bindet die Beteiligten ein und überzeugt diese von der Notwendigkeit. Aber das ist nur der erste Schritt. Ziel muss sein, alle(!) Beteiligten auf eine gemeinsame Vision einzuschwören – über alle Parteigrenzen hinweg. Die Zukunft eurer Gemeinde steht auf dem Spiel!

Firmen sind angewiesen auf eine gute Breitbandanbindung. Ist dies nicht gegeben, sind sie gezwungen ihren Standort zu verlegen, wenn sich an der Infrastruktur nicht zumindest mittelfristig etwas tut. Bandbreite wird der entscheidende Standortfaktor in der Zukunft sein!

Eine leistungsstarke Internetanbindung ist wichtiger Bestandteile des täglichen Lebens und insbesondere für die jüngere Generation sehr wichtig. Sie ist Teil einer Zukunftsperspektive, um auch die jüngere Bevölkerung auf dem Land zu halten. Nur so kann eine Abwanderung verhindert werden, was auch zur Sicherung des ländlichen Raumes dazu gehört.

Hat eine solche Abwanderungsbewegung erst einmal eingesetzt, so ist sie kaum noch zu verhindern.

Holt euch Unterstützung auf Landesebene, nehmt Kontakt zu den „Breitbandkompetenzzentren der Länder“ auf. Diese unterstützen beispielsweise auf gemeinsamen Informationsabenden und zeigen die Bedeutung des Breitbandausbaus auf.

Dies ist als Ergänzung zu eurem “Gesamtpaket” zu verstehen. Das Vertrauen bei den Bürgern genießt ihr. Allerdings haben wir vereinzelt erlebt, dass den privaten Bürgerinitiativen keine ausreichende Fachkompetenz bei dem Thema zugestanden wird. Da können ein paar Worte von “Breitband-Profi” sehr hilfreich sein.

Schreibt euren Landtags- und Bundestagsabgeordneten an. Nehmt Kontakt auf, schildert euer Anliegen. Es sind die Volksvertreter – es sind eure Vertreter. Den Worten im Wahlkampf müssen Taten folgen!

Die Euphorie bezüglich der möglichen Umsetzung muss ich leider mit der ganz klaren Aussage dämpfen: Geld zu bekommen ist schwierig!

Auch wenn inzwischen “Digitalisierung” und “Breitbandausbau” teilweise inflationär verwendet werden, so lassen die Taten bislang auf sich warten. Also erwartet bitte keine einfachen Lösungen. Niemand wird ankommen und euch einfach Geld vorbeibringen, damit ihr euer tolles Glasfaserprojekt zu Ende bringt.

Telekommunikation ist ein hartes Geschäft und es geht um sehr viel Geld. Niemand der Beteiligten gibt freiwillig einen Teil seines Kuchens ab.

Ihr müsst die Sache in die Hand nehmen und bis zum Ende durchziehen!

 

Fazit

Der Breitbandausbau ist auch 2017 kein Selbstläufer. Die Bundes- und Landespolitik muss die Rahmenbedingungen schaffen und unbürokratische Lösungen anbieten, um das Ziel voran zu bringen. Ziel muss es sein, den Glasfaserausbau aktiv voranzutreiben und nicht mehr auf Brückentechnologien wie das Vectoring zu setzen.

Die Lokalpolitik ist ein wichtiger Baustein für euer Projekt. Parteiübergreifend muss die Bedeutung der Glasfasertechnologie klar sein. Alle Parteien müssen bei diesem Thema mit einer Stimme sprechen, was in der Außenwirkung gegenüber dem Bürger sehr wichtig ist. Auch der Weg zu den bereitstehenden Fördermitteln führt die lokalen Akteure.

Bürgerschaftliches Engagement ist unumgänglich um die zuvor genannten Ziele zu erreichen. Insbesondere im ländlichen Raum, wenn die Wirtschaftlichkeit für Glasfaserprojekte nicht gegeben ist. Der Aufruf des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dabei das Ehrenamt zu stärken, ist definitiv der richtige Weg – wenn auch ein sehr langer.

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