Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für den privatwirtschaftlichen FTTH-Ausbau. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft.

Ziel meiner Aktivitäten rund um den FTTH.blog ist es ja, den eigenwirtschaftlichen FTTH-Ausbau zu stärken und insbesondere (im Aufbau befindliche) Bürgerinitiativen mit Praxistipps für die konkrete Umsetzung zu unterstützen.

In der letzten Woche erhielt ich die Gelegenheit als Gastredner beim 7. Breitbanddialog bei Gigabit.NRW in Düsseldorf über meine Aktivitäten und die Zielsetzung des FTTH.blog zu berichten. Teilnehmer dieses Formats sind die Breitbandkoordinatoren der einzelnen NRW-Kreise, sowie die Mitarbeiter der Geschäftsstellen Gigabit.NRW.

Einen besonderen Dank an dieser Stelle an Mareike Zechel (Gigabit.NRW) und Dr. Jürgen Kaack (STZ-Consulting) für die Einladung und Vorbereitung zu diesem Termin.

 

Eröffnung Breitbanddialog

Alexandra Landsberg und Britta Scheffs (beide vom MWIDE) sowie Klaus Stratmann (Gigabit.NRW) gaben einen Überblick über die aktuelle Situation beim Breitbandausbau in NRW. Große Themengebiete waren die Anbindung der Gewerbegebiete und der Schulen an das Glasfasernetz.

Weiteres wichtiges Thema: die knappen Ressourcen im Bereich Tiefbau.

Aufgrund des (internen) Charakters der Veranstaltung gehe ich an dieser Stelle bewusst nicht auf inhaltliche Details meiner Vorredner ein.

Für mich war der Blick “hinter die Kulissen” sehr aufschlussreich. Die Kreise und Gemeinden müssen in ihrer täglichen Arbeit eine Vielzahl von Details beim Thema Glasfaserausbau beachten. Beispielsweise müssen Vergaberichtlinien berücksichtigt und unterschiedliche Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene in Einklang gebracht werden. Hinzukommen im Detail sehr knifflige Fragestellungen die aus “externer Bürgersicht” nicht sofort ersichtlich sind.

 

FTTH braucht Visionen

11:15 Uhr war ich an der Reihe: “Bürgerschaftliches Engagement als Erfolgsfaktor beim FTTH-Ausbau”

Zur Vorbereitung meines Vortrags habe ich mir Gedanken gemacht, welcher Aspekt aus meinen vielen Gesprächen mit den Bürgern, mir als der relevanteste erscheint. Viele Gespräche drehten – und drehen – sich in der Hauptsache um die Themen “Technik” und “Kosten & Tarife”.

Bei genauerem Hinsehen ist dies aber nur vordergründig. Oftmals ist es eine fehlende Vision WARUM man sich HEUTE für ein Glasfaserangebot entscheiden soll. Daher habe ich das Motto “Glasfaser braucht Visionen” als roten Faden in den Vortrag eingebaut.

Ich denke, dass hier eine rückwärtsgewandte Sichtweise ausnahmsweise einmal hilfreich sein kann. Die Bedeutung vieler Entwicklungen erschließen sich oftmals erst im Rückblick. Visionäre haben es in ihrer Zeit oft schwer, die Bedeutung und Tragweite einer Idee, einer Technologie ihren Mitmenschen zu vermitteln. Auch war es in vielen Fällen notwendig, alte Zöpfe abzuschneiden, sich gegen Widerstände durchzusetzen und neue Weg zu gehen.

Ein kleine Zeitreise aus den Anfängen eines 300-Bit/s-Akustikkoppler bis zum 500-MBit/s-FTTH-Anschluss in der Gegenwart zeigt die rasante Entwicklung in diesem technologischen Umfeld. Dabei ist dies nur die Infrastruktur. Die viel bedeutsamere Entwicklung haben die auf dieser Infrastruktur basierenden Anwendungen und Webdienste genommen.

An dieser Stelle gehe ich nicht so tief in die Vergangenheit. Ich bediene mich “Netflix” als Beispiel, deren “Streamingleistung” von 70.000 Std/Minute(!) auf 266.000 Std/Minute(!) zugelegt hat – innerhalb eines Jahres von 2017 auf 2018. Ein Dienst, der auf eine breitbandige und leistungsstarke Infrastruktur angewiesen ist und seine Anfänge als Postversender von DVDs nahm.

Hierauf zielte auch der Fokus am Ende des Vortrags ab. Wir wissen nicht, welche Anwendungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch entstehen werden. Sicher ist allerdings, das FTTH die dafür notwendige Bandbreite auch in Zukunft bereitstellen kann.

Besonders gefreut habe ich mich über das positive Feedback der Teilnehmer im Anschluss, sowie die Reaktionen auf Twitter. Vielen Dank nochmals an alle Teilnehmer an dieser Stelle.

    

 

Small Talk bei (köstlicher) Gulaschsuppe

Dank interessanter Gespräche und spannender Einblicke in die Arbeit der Breitbandkoordinatoren verging die Mittagspause wie im Flug. Ein intensiver Austausch, bei dem ich leider (zu) wenig vom leckeren Buffet gekostet habe.

Was mich persönlich sehr gefreut hat, war die Gelegenheit, mehrere Mitglieder meiner Facebook-Gruppe bzw. Twitter-Follower persönlich kennenzulernen! Auch an Euch vielen Dank für Euer positives Feedback zum FTTH.blog! Sehr, sehr cool – ich freue mich auf das, was da noch so alles kommen wird!

 

Fokus Schule

Am Nachmittag habe ich mich für die Themeninsel “Schulförderrichtlinie” entscheiden – moderiert von Jochen Wilms, Breitbandkoordinator des Kreis Coesfeld.

Auch hier war es spannend zu erleben, welche Fragen die Breitbandkoordinatoren im Alltag beschäftigen. Schließlich geht es darum, insgesamt rund 5.500 Schulen ans Netz zu bringen. BYOD und Cloud-Lösungen werfen im schulischen Kontext ganz neue Fragestellungen auf. Und über die Planung und Inbetriebnahme hinaus, wird auch der anschließende sichere und zuverlässige Betrieb zweifelsohne eine wichtige Aufgabe sein.

Klar ist ebenfalls, dass die Infrastruktur nur ein Aspekt der “digitalen Schule” ist. Die pädagogische Ausrichtung, Kompetenzen der Lehrer sowie die Gestaltung der Lehrinhalte sind genauso wichtig für den Erfolg, wenn nicht sogar noch wichtiger. Berichte unter der Überschrift “Lehrer skeptisch bei Digitalisierung” lassen aber einen langen Weg zum Erfolg vermuten.

 

Fazit

Der Breitbanddialog von Gigabit.NRW ist ein sinnvolles Format um den Glasfaserausbau aktiv zu unterstützen. Der Austausch der Breitbandkoordinatoren untereinander ist dabei sicherlich sehr hilfreich. In Sinne von “Best-Practice”-Lösungen muss man das Rad ja nicht mehrfach erfinden.

Nächste gute Nachricht: Glasfaser ist gesetzt und ist auch gewollt – es bleibt die Umsetzung in der Praxis abzuwarten. Fördermittel sollen dort zum Einsatz kommen, wo “es der Markt nicht richtet”. Die Komplexität der verschiedenen Förderinstrumente auf Landes- und Bundesebene macht die Sache aber nicht einfacher.

Klar ist aber auch, dass der privatwirtschaftliche Ausbau im Fokus steht und Priorität hat. Hier muss die Aufklärung der Bürger zum Thema FTTH und die Bedeutung des Glasfaserausbaus deutlich stärker unterstützt werden. Nur informierte Bürger werden zu zahlenden Kunden und finanzieren so schlussendlich den kostenintensiven FTTH-Ausbau.

In diesem Sinne und unter dem Motto “Glasfaser braucht Visionen” möchte ich diesen Artikel mit dem Eröffnungszitat meines Vortrages abschließen:

 

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen,

hätten sie gesagt schnellere Pferde.“

Henry Ford, 1863 - 1947

… oder mit Blick auf unser Thema: Es sind nicht schnellere Kupferleitungen gefragt, sondern innovative und zukunftsfähige Glasfaserleitungen – und zwar bis in jeden Haushalt!

Glasfaser ist JETZT!

Carlo Notz
FTTH.blog – 100 % Glasfaser

Kompetenzzentren der Bundesländer

Und bei Dir vor Ort?

FTTH ist natürlich ein bundesweites Thema und nicht auf NRW beschränkt.

Gerne komme ich zu vergleichbaren Veranstaltungen wie dem Breitbanddialog auch in Dein Bundesland, um die Bedeutung und Notwendigkeit des bürgerschaftlichen Engagement beim Glasfaserausbau zu vermitteln.

Daher der Aufruf an meine Leser außerhalb von NRW: Gehe gerne auf Deinen regionalen Breitbandkoordinator bzw. das für den Breitbandausbau zuständige Kompetenzzentrum in Deinem Bundesland zu und informiere diese/n über den FTTH.blog.

Vielleicht sehen wir uns schon bald in Deiner Region!

Kompetenzzentren der Bundesländer