Wer sich für das Thema Glasfaser einsetzt, weiß wie zäh das Thema ist. Die Versorgung in der eigenen Gemeinde ist freundlich ausgedrückt “unterdurchschnittlich”, aber Besserung durch die vor Ort bereits aktiven Anbieter ist nicht in Sicht. Und dabei geht es nicht um paar 4K-Filmchen von Netflix & Co. Die Auswirkungen sind bereits heute greifbar und die Problematik betrifft die Zukunft ganzer Gemeinden.

Immobilien lassen sich beispielsweise ohne leistungsstarken Internetanschluss nur noch schwer vermitteln. Das Credo “Lage, Lage und nochmals Lage” wurde auf den zweiten Platz verdrängt. Kriterium Nummer eins auf dem Land: “Bandbreite, Bandbreite und nochmals Bandbreite”. “Schön grün” können viele auf dem Land, “schön schnell” nur wenige.

HomeOffice zur Verbesserung der Pendlerproblematik und Telemedizin als Teil der Lösung des Ärztemangels sind nur zwei Aspekte, die speziell auf dem Land stabile und hohe symmetrische Bandbreite zwingend voraussetzen.

Wer in seiner Gemeinde bezüglich “Glasfaser” etwas bewegen möchte, macht sich stark und setzt sich aktiv für dieses wichtige Thema ein – und erlebt dabei oft sein blaues Wundes. Als engagierter Bürger lernt man vor allem ganz schnell, was alles nicht geht.

“Lohnt sich nicht!”, “Unwirtschaftlich!” oder “Da ist nix geplant!” so lauten oft die Antworten, wenn man die etablierten (Kupfer-)Anbieter nach konkreten FTTH-Plänen in der eigenen Gemeinde befragt. Als ich 2009(!) im örtlichen T-Punkt konkret nach FTTH gefragt habe, da … –  Ach, ich kürze es ab – ich bin mir sicher, Sie können sich die Reaktion bestimmt selbst ausmalen.

 

BINGO!

Jahre später ist die Verwunderung dennoch groß. Da werden in den abendlichen Talk-Runden weiterhin die Buzz-Wörter gebetsmühlenartig wiederholt: Digitalisierung, KI, Telemedizin, Wirtschaftsstandort Deutschland, Disruption, Cloud, Flugtaxis und immer irgendwas mit “4.0”. – BINGO.

Man gewinnt den Eindruck, dass für viele Teilnehmer der Gesprächsrunden diese “bunte, neue, digitale Welt” ein völlig eigenständiges Thema ist – komplett losgelöst von jedweder Infrastrukturproblematik. Dabei ist der Zusammenhang offensichtlich – ohne leistungsstarke Glasfasernetze als Basis wird diese digitale Welt bestenfalls in Powerpoint Realität werden. Das gilt auch für das Schwerpunktthema des ebenerst beendeten Digitalgipfel 2018: Künstliche Inttelligenz (KI).

Die Netze sind die Basis für alles was kommt.

Und dann geht’s in der Talk-Runde weiter – ebenfalls seit Jahren der gleiche Tenor: “Jetzt müssen wir aber wirklich handeln beim Thema Breitband!” Definitiv viel zu konjunktiv – “müsste, hätte, sollte”. (… Sieht einer die Parallelen zur Klimadiskussion?…).

Spätestens wenn jemand “5G” als Alternative für den Glasfaserausbau ins Spiel bringt, schalte ich ab.

Aber ich schweife ab, sorry…  Ein Anmerkung noch: Mit einem symmetrisch 500 MBit/s-FTTH-Anschluss daheim – wie in meinem Fall – läßt sich die politische Diskussion diesbezüglich deutlich entspannter verfolgen.

Insofern so kann man froh sein, wenn sich ein Anbieter in der Region stark macht – überhaupt einen zu finden ist schon schwierig genug.

In meiner Heimatregion im Kreis Kleve war es die Deutsche Glasfaser, welche angeboten hat, praktisch flächendeckend im Kreis FTTH-Projekte durchzuführen. Viele Gemeinden kämpfen hier schon seit langem für eine bessere Infrastruktur.

Als Bürgerinitiative “Glasfaser für Kerken” sind wir seinerzeit sowohl auf Landes- als auch Bundespolitik zugegangen, um aktive Unterstützung für dieses wichtige Thema einzufordern. Auch hier, kurz und knapp: Da kam nix, von niemandem.

Greifbare Ergebnisse beim Glasfaserausbau liefert am besten die Kombination aus privatwirtschaftlichen Netzanbieter und starkem bürgerschaftlichen Engagement vor Ort – dann passiert was!

Aber dann wird’s richtig interessant: Ist erst ein alternativer Anbieter aktiv vor Ort – passieren regelrechte Wunder. Auf einmal werden bei den vorhandenen Anbietern Bandbreiten möglich und Ausbaupläne umgesetzt, die noch wenige Monate zuvor in die Rubrik “unwirtschaftlich” fielen. So schön kann freie Marktwirtschaft sein – zumindest aus Kundenperspektive.

Richtig makaber wird’s allerdings, wenn nicht nur das übliche Kupfer-Upgrade plötzlich verfügbar wird – oh Wunder – sondern Anbieter gleich zweimal echte Glasfaser in Form von FTTH in einer Gemeinde verlegen.

So geschehen in Beverstedt, im Landkreis Cuxhaven.

 

Gigabit-Metropole Beverstedt

Nicht dass Beverstedt eine Millionenstadt wäre und zwei Anbieter gebrauchen könnte – im Gegenteil. Auch hier musste eine lokale Bürgerinitiative zunächst die Bürger von der Bedeutung des Glasfaserausbaus für die eigene Gemeinde überzeugen.

Im konkreten Fall war dies ebenfalls die Deutsche Glasfaser, welche bereits ihr FTTH-Projekt in die Tat umsetzten, als zusätzlich die EWE auf den Plan trat und eine parallele Infrastruktur verlegte.

Eine solche Vorgehensweise ist der Politik und dem Bürger gegenüber nicht erklärbar und betriebswirtschaftlich wie volkswirtschaftlich unsinnig. Die Bürger sind genervt und fragt sich zu Recht, warum innerhalb weniger Wochen der Bürgersteig zweimal geöffnet werden muss, um exakt die gleiche Leitung zu verlegen.

Da wundert es nicht, wenn dies die Medien auf den Plan ruft und von „Verschwendung“, „Irrsinn“ und „Schildbürgerstreich“ die Rede ist – zu Recht! Und am Schluss werden die Rufe nach staatlicher Intervention laut – um dieser offensichtlichen Ressourcenverschwendung Einhalt zu gebieten.

Glasfaser, speziell FTTH, ist eine zukunftssichere Spitzentechnologie. Witzigerweise ist es aber gar keine technologische Fragestellung, die den Ausbau so schwierig gestaltet – das haben die Netzplaner bei allen Anbietern im Griff. Nein, es ist viel einfacher.

Das Glasfaserkabel muss unter die Erde und dazu muss gebuddelt werden – in der Hauptsache mit Bagger und Schippe. Keine Weltraumtechnologie ist hier erforderlich, sondern Tiefbauer, die schnell und effektiv die Kabel verlegen. Aber genau die mangelnden Tiefbaukapazitäten sind der zentrale Flaschenhals für den schnellen Breitbandausbau. Ironischerweise behindern sich die Bagger in Beverstedt fast gegenseitig.

 

Open Access – gemeinsam geht’s schneller

Bleibt zu hoffen, dass dies nur ein Einzelfall ist. Denn es gibt eine Lösung für das Problem: Open Access.

Die Idee dahinter: Einer baut das Netz als Infrastruktur und stellt es anderen Anbieter zur Verfügung. Diese können sich ins Netz einmieten, um eigene Dienste anzubieten.

Nehmen wir ein anderes Beispiel um dies zu verdeutlichen: Das Schienennetz der Deutschen Bahn steht den Wettbewerbern ebenfalls zur Verfügung. Hier im Kreis Kleve fährt beispielsweise NordWestBahn (NWB) als eigenständiges Unternehmen auf dem angemieteten Schienennetz der DB. Die NWB nutzt das Netz nur, die DB sorgt für die Bereitstellung und Instandhaltung.

Im Bereich Schienenverkehr käme niemand auf die Idee, weitere Schienen parallel zum vorhandenen Netz zu verlegen, nur weil andere Anbieter ebenfalls den Dienst(!) Personenbeförderung anbieten wollen. Das gäbe einen gewaltigen Aufschrei!

Eine weitere Parallele: Wenn Sie von Hamburg nach München reisen möchten, wollen Sie ja lediglich eine Fahrkarte kaufen und in den Zug einsteigen – fertig. Wem die Schienen gehören auf denen Sie reisen, wer rechtlicher Eigentümer der Lokomotive ist, welche Tarifverbünde sie queren und welche Arbeitsverträge das Bordpersonal hat, braucht Sie nicht zu interessieren. Sie wollen entspannt am Ziel ankommen.

Bei den kleinen Nullen und Einsen im Glasfaserkabel ist dies nicht so offensichtlich.

In diesem Sinne: Open Access ist eine gute Lösung um den Glasfaserausbau insgesamt nach vorne zu bringen. Auf diesem Weg können die Aktivitäten der verschiedenen Telekommunikationsunternehmen praktisch zu einem großen Netz gebündelt werden. Mit einem solch leistungsstarken Netz als Basis werden dann auch die zuvor beschriebenen großen Visionen im Bereich “Digitalisierung” möglich.

Der Bürger nimmt das technische Konstrukt “Open Access” im Alltag kaum war – und braucht dies auch nicht.

Er möchte lediglich schnelles Internet… richtig schnelles Internet … und zwar JETZT!

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