Auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung. Grüne Wiesen, frische Luft und keinerlei Parkplatzsorgen. Wer sich auf das Dorfleben einlässt, findet auf dem Land Entspannung und Erholung – beispielsweise nach einem Arbeitstag in der hektischen Großstadt.

Wer sich abends auf die neueste Folge seiner aktuellen Lieblingsserie auf Netflix freut, kann auf dem Land jedoch herbe enttäuscht werden. Downloadraten im einstelligen MBit/s-Bereich können einem die Vorfreude gründlich verhageln. Breitbandiges Internet ist generell ein Problem in ländlichen Regionen, unabhängig von der Technologie.

Während im 21. Jahrhundert jedermann Infrastrukturen wie Wasser, Abwasser, Strom, Gas und Telefonie auch in ländlichen Regionen praktisch als gegeben hinnimmt, schaut es beim schnellen Internet oftmals sehr düster aus. Alte Kupferleitungen vielerorts, aus denen durch technologisch “lebensverlängernde Maßnahmen” immer wieder das letzte MBit raus gequetscht wird.

Dabei ist das Internet die Verbindung zur Außenwelt und bietet so auch ländlichen Regionen online die gleichen Möglichkeiten wie der Großstadt. HomeShopping, YouTube, Netflix, Telemedizin – den Nullen und Einsen ist es egal ob Sie aus Düsseldorf oder Kleinkleckersdorf aufgerufen werden – solange die Anbindung an das Netz passt! Glasfaser in Reinform FTTH (Fiber to the Home) bietet hierfür die beste und zukunftssichere Basis.

Schnelles Internet sichert die Zukunft auf dem Land und wird der entscheidende Standortfaktor sein. Gerade wenn man auf dem Dorf auch in Zukunft(!) noch eine hohe Lebensqualität haben möchte, ist das bürgerschaftliche Engagement für schnelle Internetanschlüsse unabdingbar. Ansonsten setzt über kurz oder lang eine Abwärtsspirale ein. Einmal in Gang gesetzt ist diese nur schwer aufzuhalten.

 

Vorteil Dorf

Dabei sind die Voraussetzungen in den ländlichen Regionen oftmals deutlich besser als in den Städten. Nachbarschaftshilfe ist Alltag und kein Fremdwort. Beim Gespräch übern Gartenzaun werden alle möglichen Themen diskutiert und falls erforderlich auch gemeinsame Lösungen gefunden.

Und der langjährige Vereinsvorsitzende findet auch beim Thema “Glasfaser” Gehör in seinem Verein. Große Teil der Dorfgemeinschaft eint die Heimatverbundenheit zu ihrer Gemeinde – hier soll es lebenswert sein und bleiben.

Viele Aktivitäten finden in den Vereinen statt – ob Schützen-, Sport- oder Musikverein ist Geschmackssache. Ein Großteil der Freizeit wird dem Vereinsleben gewidmet. Hier bringt man sich gerne und ehrenamtlich ein. Ob als Chorleiter oder Fußballtrainer der F-Jugend spielt dabei keine Rolle.

Der zuvor beschriebene Zusammenhalt, die gegenseitige Hilfe und das Vereinsleben sind große Vorteile ländlicher Regionen in solchen Glasfaser-Projekten, im Gegensatz zur oftmals – sicherlich nicht immer – anonymen Großstadt.

 

ehrenamtliches Engagement selbstverständlich

Viel ehrenamtliches Engagement fließt auch in die lokalen “Dorf-Projekte”. Der Brunnen soll schöner werden, der Spielplatz aufgeräumt, das Vereinsheim neu gestrichen oder die Mitfahrerbank aufgebaut werden. Dafür finden sich in der Regel immer freiwillige Helfer, die viel Freizeit opfern und sich gerne ehrenamtlich einbringen. Lohn der oftmals harten Arbeit: Kiste Bier und ein paar Würstchen vom Grill –  so läuft’s auf dem Land!

Vorteil bei dieser Art der Aufgabenstellung: Das zu lösende Problem ist offensichtlich und das fertige Ergebnis am Ende greifbar. Die Veränderung ist sofort (positiv) sichtbar.

Das ist beim Thema “Glasfaser” anders. Vielleicht ist die regionale Internetanbindung aktuell gar nicht sooooo schlecht. OK, das Streaming hakt vereinzelt, aber das ist kein Weltuntergang. Da gibt es zweifelsohne wichtigere Themen!

Und ja, etwas schneller könnte es sein… und stabiler … aber im großen ganzen. Läuft doch!

Und genau da liegt das Problem: Es ist nicht offensichtlich, was passiert, wenn nix passiert! Deshalb ist es auch umso schwieriger bürgerschaftliches Engagement für ein solches Projekt zu mobilisieren:

Es ist einfacher 10 Leute für einen “Dreck-Weg-Tag
mit Müllgreifer und Eimer bei schlechtem Wetter zu mobilisieren,
als 3 Mitbürger für eine engagierte Bürgerinitiative zu gewinnen,
welche das Thema “Glasfaser” in die Hand nimmt.

Glasfaser ist kein Selbstläufer, auch wenn die Vorteile vermeintlich wie in einem offenen Buch vor einem liegen!

Die notwendigen, intensiven Aufklärungsmaßnahmen sind harte Arbeit und es ist insgesamt eine stressige Zeit – Es geht aber nicht anders!
Die Bürger müssen motiviert werden – Glasfaser auf dem Land ist ein Gemeinschaftsprojekt!

 

Drei Beispiele warum modernes Landleben schnelles Internet benötigt.

1. Die “digitale Kuh”

Die ländliche Idylle ist schon an vielen Stellen bröckelig geworden. Bauernhöfe beispielsweise haben mit der vermeintlichen Postkartenromanik vergangener Tage nichts mehr gemein. Es sind moderne Wirtschaftsunternehmen, die im Markt agieren und konkurrieren.

Tagesaktuelle Liefermengen werden mit der Molkerei ausgetauscht, Geräte vom Hersteller aus der Ferne überwacht, der Traktor mittels Ferndiagnose wieder in Gang gesetzt und natürlich Steuerdaten an das Finanzamt gemeldet. Weitere Online-Szenarien werden folgen.

Gerade weit abgelegene Höfe haben oft nur langsame Internetverbindungen. Technisch ist die Glasfaser hier geradezu prädestiniert. Die langen Leitungswege machen der Glasfaser nichts aus, auf normalen Strecken spielt der Dämpfungsverlust der Leitung keine Rolle. 500 MBit/s im gewählten Tarif bedeuten: 500 MBit/s kommen auch an – nicht “bis zu”.

 

2. “15 km Stau ab Kreuz Moers”

Wohnen im Grünen, Arbeiten in der Stadt. Klingt wunderbar – wenn die Fahrerei nicht wäre. Ob volle Straßen (und marode Brücken) oder die überfüllte Regionalbahn: Pendeln ist kein Spaß!

Sehr gut, wenn der Arbeitgeber die Möglichkeit des HomeOffice anbietet. Gerade viele Büro- und IT-Mitarbeiter können große Teile ihrer Arbeit problemlos von zu Hause erledigen. Die Fahrerei fällt weg, Zeit und Nerven werden geschont, ebenso die Umwelt.

Mit Glasfaser bekommen selbst räumliche entlegene Gemeinden eine 6-spurige Datenautobahn vor die Türe!

Zwingende Voraussetzung fürs HomeOffice: Ein breitbandiger Anschluss daheim – sonst ist kein sinnvolles Arbeiten möglich. Zudem wachsen die Datenmengen seit Jahren kontinuierlich. Ein Glasfaseranschluss stellt schon heute die Bandbreite für morgen zur Verfügung. Sind heute 50 MBit/s für einen HomeOffice Arbeitsplatz noch praxistauglich, sieht dies schon in wenigen Jahren anders aus. Je nach Berufsfeld sind dann möglichlicherweise schon 500 MBit/s notwendig, um vom Vorteil des HomeOffice profitieren zu können. Bei Glasfaser ist diese Geschwindigkeit eine reine Tariffrage.

Dies wirkt sich ebenfalls auf die Situation am Immobilienmarkt aus. Während das Credo früher Tage lautete “Lage, Lage und nochmals Lage” wird dies zwar nicht abgelöst, aber zumindest ergänzt durch “Bandbreite, Bandbreite und nochmals Bandbreite”. Ohne einen schnellen Internetanschluss sind Immobilien immer schwerer zu vermitteln.

 

3. Moderner Tafeldienst – “alles markieren, löschen”

Auch in der “Dorfschule” wurde vielerorts die Kreidetafel um das Smartboard ergänzt. Moderne Lerninhalte werden multimedial und interaktiv vermittelt. Auch wenn das Thema “digitale Bildung” einen eigenen Blogartikel wert wäre, an der Technik braucht es nicht zu scheitern.

Gerne wird in diesem Zusammenhang die Idee von BYOD („bring your own device“) eingebracht. Die Schüler sollen also die eigenen Geräte (Smartphone / Tablet) für den Unterricht mitbringen. Und das bitte mit welcher Internetanbindung?

Rechnen wir das mal kurz durch, am Beispiel einer normalen Gesamtschule:
25 Kinder pro Klasse x 4 Klassen pro Jahrgang x 9 Jahrgangsstufen = 900 Geräte am Netz

Und dies sind nur die Schüler, gerechnet mit einem Gerät pro Schüler! Hinzu kommt noch der IT-Klassenraum, die Schulverwaltung und die 10 Raspberry PI aus dem aktuellen Forschungsprojekt, welche lokale Umweltdaten erfassen und melden.

Zugegebenermaßen sind nicht alle Schüler bzw. Geräte gleichzeitig online. Aber mit 16 MBit/s – oder von mir aus 100 MBit/s – auf Kupfer wird das nix. Hier lautet die Technologie der Wahl: FTTH.

Tarifempfehlung: 1.000 MBit/s – und zwar symmetrisch.

Denn wenn es nach dem Willen der Politik geht, werden demnächst vielen Daten in der “Schul Cloud” gespeichert. Und dann ist ordentlich Bandbreite in Richtung Upload gefragt. An dieser Stelle ist Kupfer dann übrigens ganz raus. (Link: weitere Infos Schul Cloud)

 

Abwärtsspirale

Doch zurück zur eigentlichen Infrastruktur. Schnelle Internetanschlüsse sind schon heute ein entscheidender Standortfaktor und werden in der Zukunft noch deutlich wichtiger. Denn das Geschäftsleben und der Alltag von uns Bürgern wird immer weiter digitalisiert.

Gleichzeitig eröffnen sich dabei immer neue Möglichkeiten. Beispielsweise kann man mit Anwendungen der Telemedizin die Ärzteknappheit auf dem Land zumindest in Teilen kompensieren. Sicherlich wird es den persönlichen Arztkontakt auch noch in der Zukunft geben. Aber was spricht dagegen, Routineuntersuchungen und ein Arztgespräch daheim am Tablet zu führen? Ein virtueller Arztbesuch in mittlerer “Skype-Qualität” reicht für ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis allerdings nicht aus. Ein hochauflösendes, ruckelfreies Bild ist die Basis und dafür wiederum ein breitbandige Internetanbindung.

Schafft es eine Gemeinde nicht, ihre Internet-Infrastruktur zukunftssicher zu machen, werden die Probleme in der Zukunft noch deutlich größer werden. Eine Abwärtsspirale kann sich in Gang setzen, welche nur sehr schwer zu stoppen, geschweige denn umzukehren ist:

Mangels in Zukunft notwendiger, schneller Internetanschlüsse wandern Firmen ab, Geschäfte schließen und das Dorf verliert insgesamt an Attraktivität. Lokale Arbeitsplätze gehen verloren, deutlich weniger (junge) Familien werden angezogen, einige Familien wandern ganz ab. Ab einem gewissen Grad ist die Altersstruktur nicht mehr ausgewogen. Die jüngere und mittlere Generation wandert ab, das Dorf “überaltert”.

 

Das Internet war schon immer da!

Für viele Menschen ist das Internet ein Teil ihres Lebens – speziell für die aktuelle U30-Generation und Jugendliche. Mein eigener Sohn ist 11 Jahre alt. Für ihn war das Internet schon immer da – genau wie Smartphones, Elektroautos, Strom aus Windkraft und leider auch Millionen Tonnen von Plastikmüll in den Weltmeeren. Er kennt es nicht anders, es ist seine Realität und sein Alltag.

Auch auf dem Land gehört ein Smartphone spätestens ab der weiterführenden Schule zur Grundausstattung. Diese Generation “lebt das Internet” und wird später als Erwachsene sehr genau darauf achten, wie es vor Ort um das Thema Breitband bestellt ist.

 

Es geht nicht ohne Baustellen!

Wie eingangs schon geschrieben, ist Glasfaser ist kein Selbstläufer.

Bei genauen hinsehen ist das Thema “Glasfaser” oft emotional aufgeladen und zudem auch schwer greifbar. Für viele Menschen ist das alte Kupferkabel vertraut, das hauchdünne Glasfaserkabel hingegen hat etwas von Raumschiff Enterprise.

Aus technischer Sicht ist Glasfaser daheim gar kein Hexenwerk. Technisch versierte Menschen schaffen den Umstieg inklusive etwas Konfiguration des Router in wenigen Minuten – mit einer guten Anleitung schafft es auch ein technischer Laie in kurzer Zeit. Danach läuft alles wie gehabt – nur deutlich schneller.

Leider sind solche Infrastrukturprojekt immer mit aufwendigen Bauarbeiten verbunden. Behelfstechnologien wie VDSL oder Super-Vectoring verschieben das Problem nur um ein paar Jahre. Akut hilft es im Einzelfall die Bandbreite ein weiteres Mal im Kupfernetz zu steigern. Dazu ist es dann auch nur notwendig die Straßen für die Glasfaser bis zum jeweiligen Straßenverteiler zu öffnen.

Wer aber langfristig schnelle und zukunftssichere Internetanschlüsse nutzen möchte, kommt um FTTH nicht umhin. Und ja, dafür sind umfangreiche Tiefbauarbeiten notwendig.

Bei vielen Telekommunikationsanbietern ist Stand heute die Verteilung zum Kunden und die Inhouse-Installation auf 1.000 MBit/s ausgelegt. Ist das Glasfaserkabel allerdings erstmal in der Erde, sind zukünftige Ausbaustufen ohne(!) weitere Tiefbauarbeiten möglich. Beim nächsten Sprung in einigen Jahren z. B. um Faktor 10 auf 10 GBit/s (= 10.000 MBit/s) sind lediglich Änderungen an der Hardware im Verteiler und der Austausch von Hardware beim Kunden notwendig. Das heute verlegte Glasfaserkabel kann weiter genutzt werden!

 

Ein Mal engagieren, 30 Jahre profitieren!

Wem seine Gemeinde am Herzen liegt, der setzt sich für Glasfaser ein.

Zweifelsohne tragen Projekte wie der “Dorfbrunnen” oder andere Verschönerungs- und Renovierungsarbeiten nachhaltig zur Erhaltung des dörflichen Charakters und der damit verbundenen Lebensqualität bei.

Wenn aber die Möglichkeit besteht, gemeinsam mit einem Telekommunikationsanbieter ein Glasfaserprojekt in der Gemeinde zu realisieren, so müssen alle lokalen Kräfte gebündelt werden. Eventuell müssen anderen Projekte hinten anstehen und einmalig um ein Jahr verschoben werden.

Firmen sollten die Chance auf ein schnelles Netz nutzen, selbst wenn die aktuell angebotene Bandbreite ausreichend sein sollte. Es wächst der Bedarf nach mehr Bandbreite und wenn dann die Gelegenheit auf ein Glasfasernetz vertan wurde, wird es schwierig.

Ebenso müssen Bürgermeister, Rat und die lokalen Parteien mit einer Stimme sprechen. Glasfaser ist ein Gemeinschaftsprojekt – partei- und fraktionsübergreifend. Es geht um ein gemeinsames Ziel – die Zukunft der Gemeinde.

Habt Ihr es am Ende geschafft, ist in Deiner Gemeinde für mindestens 30 Jahre Ruhe beim Thema Breitband!

Und Ihr reiht euch in die lange Liste der schon erfolgreichen Gigabit-Metropolen ein.

Diese heißen allerdings nicht Düsseldorf, Köln, München oder Berlin, sondern haben klangvolle Namen wie Kranenburg-Nütterden, Kerken-Nieukerk, Oedt, Hohenhameln, Konzen …

Also los und jetzt angepackt! Die Arbeit lohnt sich – es geht um die Zukunft Deiner Gemeinde!

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Praxisleitfaden 'Glasfaser für Dich'

Weitere Informationen in der 10-teilige Artikelserie „Glasfaser für Dich!“.

Dort erfährst Du, wie Du Deine eigene Bürgerinitiative vor Ort ins Lebens rufst und welche Schritte für ein erfolgreiches FTTH-Projekt notwendig sind.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!

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