Halbzeit in unserer Artikelserie “Glasfaser für Dich!”. Wenn du bis hier alle Schritte verfolgt hast, solltest du mit deiner Bürgerinitiative schon aktiv sein. Nachdem ihr euch gefunden und organisiert habt, ging es um den Webauftritt, euren Schaukasten für die Bürger. Im letzten Teil ging es um mehr Interaktion und Diskussion, hier bieten sich zweifelsohne die Facebook-Gruppen an.
In den kommenden Teilen dreht sich es darum, das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dazu ist es notwendig, die Bürger von der Glasfaser zu überzeugen. Multiplikatoren helfen dabei und auch die Politik hat ein Interesse das Thema Breitbandanschluss voran zu treiben. Die Aufgabe ist machbar, bleibt aber harte Arbeit bis zum Schluss, wie der letzte Teil zeigen wird.
In diesem Teil geht es darum, deine Mitbürger von der Glasfaser zu überzeugen. Obwohl der Glasfaserausbau im Kern ein technisches Thema ist, “verkauft” er sich besser über Emotionen. Gefühle sind viel stärker als Argumente – so funktioniert nahezu jede Werbung. Es kommt auch auf die Verpackung und die zugehörige Geschichte an – im Werbejargon “Storytelling” genannt.
So starten wir hier unsere Reise. Folge mir und sieh zu wie deine Bürgerinitiative aus der trockenen, öden Steppe mit steinzeitlicher Internetanbindung ein traumhaftes und zugleich modernes Eiland gestaltet. Dort wo die Glasfaser sprießt und alle Menschen glücklich leben. Symmetrische Bandbreite mit hunderten Megabit soweit das Auge reicht. So muss ein modernes Paradies aussehen. 🙂
Ihr seid die Experten
Zunächst erst nochmal der Hinweis: Die Mitglieder der Bürgerinitiative stehen voll hinter dem Thema Glasfaser. Ihr seid authentische Experten für den FTTH-Ausbau. Es ist euer Thema – lasst es euch nicht aus der Hand nehmen! Ihr werdet das Ziel erreichen!
Die meisten Bürger sind beim Thema Glasfaser technische Laien. Auch wenn viele Nutzer lautstark nach schnellem Internet rufen, ist die Technik oftmals ein Buch mit sieben Siegeln.
Otto Normalverbraucher ist zufrieden, wenn “der Kram funktioniert” und Router, WLAN & Co. machen was sie sollen. Und selbst hierfür müssen oftmals die ehrenamtlichen Administratoren aus dem Freundeskreis ran.
Die Devise lautet also stets: “Habt keine Angst und keine Sorgen. Wir kümmern uns um euch!”
Zeigt Verständnis für die Zukunftsängste, denn die Technik ist neu und hat etwas von Raumschiff Enterprise – das Kupferkabel kennt jeder.
Wir verstehen eure Probleme und bieten euch eine Lösung. Und wenn nicht, dann besorgen wir einen kompetenten Ansprechpartner. Eure Mitbürger müssen wissen und das Gefühl haben, dass sie bei der Bürgerinitiative gut aufgehoben sind.
Bei ‘Glasfaser für Kerken’ haben wir für ‘schwierige Fälle’ auch Hausbesuche gemacht, um grundsätzliche Fragestellungen zu beantworten. Natürlich hätten diese Bürger auch beim Anbieter anrufen können, in unserem Fall war dies die Deutsche Glasfaser. Aber die Bürger kannten inzwischen ‘die Bürgerinitiative’ und vertrauten uns – außerdem wollten wir nichts verkaufen, sondern helfen.
Selbst lokale Firmen haben kostenlosen Support angeboten. Ein schönes Beispiel eines IT-Anbieters. Auch er weiß, dass sein Business schon heute von einer schnellen Internetanbindung abhängig ist – und in Zukunft noch viel mehr. Zweifelnden Bürgern bot er kostenlose Hilfe bei der Installation an. Ziel war es, die Bürger zur Unterschrift zu bewegen um die 40%-Marke zu erreichen.
Trotz der schnellen Kommunikation über die sozialen Medien ist die persönliche Präsenz unabdingbar. Regelmäßig angebotene Bürgersprechstunden boten die Gelegenheit, mit den Bürger ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen. In einer gemütlichen Umgebung mit Stammtischcharakter kann man in Ruhe über das Thema sprechen und Zweifel ausräumen. Wenn alles klappt, wird aus dem zweifelnden Bürger am Ende ein überzeugter Multiplikator für die Sache.
Das gleiche gilt natürlich für lokale Veranstaltungen und Feste während der Projektphase. Eure Bürgerinitiative ist sichtbar und mischt mit – denn es ist euer Thema.
Glasfaser wird sicherlich ein Gesprächsthema sein! Allein schon, weil es oftmals die Gemüter spaltet. Es gibt durchaus auch Mitbürger, welchem dem FTTH-Ausbau gegenüber kritisch eingestellt sind. Diese gilt es nun von der Sinnhaftigkeit der Sache zu überzeugen – mit Argumenten und Emotionen.
Fakten, Fakten, Fakten – der technische Part
Doch schauen wir uns zunächst die technische Perspektive an. Suchen wir sachliche Argumente und beschreiben auf technische Art, warum man sich für einen Glasfaseranschluss entscheiden sollte.
Zum Beispiel ist da die extrem hohe Bandbreite. Während gerade in ländlichen Regionen oftmals nur wenige MBit/s mittels Kupfer über DSL möglich sind, ist 100 MBit/s praktisch der Standard bei Glasfaser. Und diese symmetrisch, sprich gleichermaßen im Up- und Download. Oftmals werden Anwendungen mit großer Bandbreite, wie z. B. Streaming, somit überhaupt erst möglich. Schon heute sind 200, 500 und 1.000 MBit/s technisch problemlos realisierbar. Es ist eine reine Tariffrage, welche Bandbreite beim Kunden ankommt. Und technisch ist ein Vielfaches dieser Bandbreite möglich.
Kupfer, Koax und Mobilfunk haben eine negative Eigenschaft gemeinsam. Bei allen drei handelt es sich um ein sogenanntes “shared medium”. Dies bedeutet, dass man sich die Bandbreite mit anderen Nutzern teilt. Am besten lässt sich diese Eigenschaft am Mobilfunk erläutern.
Alle Nutzer buchen sich in das Mobilfunknetz ein. Technisch ist dies ein konkreter, einzelner Sendemast in geografischer Nähe. Die dem Sendemast durch seine technische Anbindung zur Verfügung stehende Bandbreite teilen sich alle eingebuchten Nutzer. Die theoretischen z. B. 50 MBit/s stehen nur zur Verfügung, wenn wenige Nutzer die Bandbreite abrufen, da sich alle Nutzer die Bandbreite teilen. Je mehr Nutzer, desto weniger Bandbreite kommt beim Einzelnen an.
Bei Kupfer und Koax kommt noch eine weitere, sehr unangenehme Eigenschaft hinzu – die Dämpfung. Dieser elektrotechnische Effekt sorgt dafür, dass bei steigender Leitungslänge die Leistung immer weiter abfällt. Je weiter man von der Straßenverteilung entfernt ist, desto weniger kommt beim einzelnen Kunden an. Kompensieren kann man diesen Effekt u. a. dadurch, dass man mehr Verteiler aufstellt und so die Technik näher zum Kunden rückt. Weiterhin nachteilig: Je höher die angestrebte Geschwindigkeit beim Kunden sein soll, desto größer wird der Effekt der Dämpfung.
Hier spielt die Glasfaser zwei sehr wichtige technische Eigenschaften aus. Bei der Reinform von FTTH “Ptp” (Point-to-Point) handelt sich nicht um ein shared medium. Jeder Kunde bekommt seine eigene individuelle Glasfaserader und ist praktisch direkt mit der nächsten Verteilung (PoP) verbunden.
Da die Signale optisch mit Licht übertragen werden, fällt auch die elektrische Dämpfung weg. Diese können über viele Kilometer verlustfrei übertragen werden, ehe sie verstärkt werden müssen. Innerorts spielt dieses Thema überhaupt keine Rolle. Selbst bei der Anbindung weiter entfernter einzelner Bauernhöfe ist kein Leistungsverlust festzustellen.
Technischen Zweiflern kann man auch folgendes Argument liefern: Die Glasfaser kommt als neue Technik zusätzlich zum bestehenden Kupfer- oder Koaxanschluss ins Haus. In der Regel ist man lediglich über die Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten gebunden. Sollte man in dieser Zeit nicht endgültig von der Glasfaser überzeugt sein, so kann immer noch zurück auf die alte Technik wechseln. Diese bleibt ja bestehen und man wird oftmals als Neukunde wieder zu interessanten Konditionen aufgenommen. Diesbezüglich gibt es also nichts zu verlieren.
Tekkis sind spätestens jetzt abgeholt, wenn sie nicht schon vorher von den technischen Eigenschaften der Glasfaser überzeugt waren. Aber diese Zielgruppe alleine reicht nicht. Die entscheidenden Prozente haben mit den technischen Eigenschaften wenig bis nichts am Hut.
Gefühle sind mächtiger als Fakten
Hier muss man etwas anders an die Sache herangehen und das Thema Glasfaser über Emotionen und Gefühle an den Mann bzw. die Frau bringen. Eigentlich macht Werbung nichts anderes. Du kaufst ein Stück Schokolade genauso wenig nach der Zutatenliste, wie du dich für ein Auto rein anhand der technischen Eigenschaft entscheidest.
Bei der Schokolade verspricht die Werbung dir einen zartschmelzenden Geschmack dank der guten Milch der glücklichen Kühe. Wenn du jetzt schon eine lilafarbene Kuh vor Augen hast, hat die jahrelange Werbung ihr Ziel erreicht. Von Butter, Fett und Zucker ist keine Rede – und von 500 Kalorien pro Tafel ebenso wenig.
Bei den Autos das gleiche. Im Prinzip bringen dich alle von A nach B. Das eine Modell etwas komfortabler mit netten Annehmlichkeiten, dafür kostet das andere Modell nur die Hälfte. Was also gibt hier den Ausschlag?
Kommt auf die Zielgruppe an! Wenn ich von “Freude am Fahren” spreche, weiß jeder Führerscheininhaber, dass BMW gemeint ist – und hat gleich einen schnittigen Flitzer vor Augen. Wem jetzt der BMW-Gong (Gong…. Gong) im Ohr nachhallt, der hat die Werbung schon mehr als einmal gesehen.
Warum funktioniert das so gut? Denk mal kurz drüber nach… ich muss mal eben zum Kühlschrank… du weißt schon warum. 🙂
In beiden Fällen wird eine Geschichte erzählt und an die Emotionen der Käufer appelliert. Argumente spielen keine Rolle. Wenn dir jetzt das Wasser im Mund zusammengelaufen ist oder du den Fahrtwind eines schicken BMW Cabrio in den Haaren gespürt hast, dann waren Gefühle im Spiel.
Gefühle und Emotionen viel stärker und mächtiger als Argumente – man wird zum Helden der Geschichte.
Glasfaser muss zum Erlebnis gemacht werden. Da braucht es hunderte Megabit bestenfalls als Mittel zum Zweck. Geschichten müssen erzählt werden und zwar mit Happy End. Mit einer einfachen und bildhaften Sprache, ohne viele Fremdwörter.
Plötzlich wird das Internet pfeilschnell und die Daten sprudeln förmlich aus der Leitung – vorher war es schneckenlahm und es hat bestenfalls getröpfelt.
Zu jeder Zeit kann man nahezu alle Filme schauen. Dank einer riesigen Mediathek, besser als im Kino. Alles von daheim, ohne vorher zur Videothek zu fahren. Fehlt eigentlich nur noch eine Tüte Popcorn und ein kühles Pils. (Warum muss ich gerade an Formel 1 denken?)
Und die lieben Enkel sagen es schon lange. Opa/Oma – ihr lebt hinterm Mond. Wenn ihr einen schnellen Internetanschluss hättet, dann könnten wir öfter mal skypen und uns öfter sehen. Ja, das liebe Enkelkind endlich mal öfter sehen als nur 2x im Jahr, das wäre prima. Und wenn YouTube auch bei Oma/Opa funktioniert, steht dem Titel “Großeltern des Jahres” nichts mehr im Weg.
Und mit Glasfaser wird auch der Upload, das Hochladen ins Internet, endlich schneller. Fotos kannst du bequem von daheim entwickeln lassen und brauchst im Supermarkt oder Drogeriemarkt nicht mehr Schlange stehen. Die Fotos kommen schnell und einfach per Post nach Hause.
Man kann auch mal etwas sarkastisch an das Thema herangehen und der Politik ein Schnippchen schlagen. 50 MBit/s im Download bis Ende 2018 als Ziel? Gigabit bis 2025? Lächerlich! Das können wir viel besser! Wir zeigen denen mal wie das funktioniert! 500 MBit/s in beide Richtungen – und zwar heute!
Noch ein Wort zur Zielgruppe: Gewerbetreibende und Firmeninhaber müssen anders an das Thema herangeführt werden. Hier ist es sinnvoll, sich ein paar Argumente beim Geschäftskundenvertrieb abzuholen. “Zum Glück” ist der Leidensdruck bei Firmen bereits heute recht hoch. Die meisten Firmen sind froh, eine Chance auf einen schnellen Internetanschluss zu erhalten. Trotzdem ist auch hier das Thema Glasfaser noch lange kein Selbstläufer.
Das liebe Geld
Hier scheiden sich die Geister ein weiteres Mal. Während einige Bürger durchaus bereit sind, auch einen gewissen Aufpreis zu bezahlen, hört bei anderen der Spaß beim Thema Geld auf. Wehe es kostet auch nur einen einzigen Euro mehr – auf keinen Fall wird irgendeinen Aufpreis in Kauf genommen!
Leider ist vielen die eigene Geldbörse wichtiger und näher, als das große Ganze. Beim Thema Geld ziehen auch weniger die Argumente wie Solidarität gegenüber den Mitbürgern oder die Zukunft der Gemeinde. Alles schöne Worte und in Ordnung – solange es nicht an mein Geld geht! Ist wie bei der Windkraft – alle sind dafür! Aber niemand möchte ein Windrad in seiner(!) nächsten Nähe haben.
Hier sollte die Überzeugungsarbeit wieder sachlicher, mit weniger Emotionen geführt werden. Das Thema Geld ist emotionsgeladen genug.
Erstes und wichtigstes Argument: Was gibt es zu verlieren? Je nach Anbieter ist die Installation in der Regel kostenlos. Man bekommt die neueste Technik zum Nulltarif ins Haus geliefert und ist zumeist nur für die Mindestvertragslaufzeit gebunden. Die alte Technik bleibt erhalten und kann jederzeit reaktiviert werden. Man kann nur gewinnen!
Die Tarife vieler Anbieter sind so ausgelegt, dass keine doppelten Kosten entstehen. Entweder entstehen keine Kosten solange der alte Anschluss noch geschaltet ist oder die Vertragslaufzeit verlängert sich nach hinten. So oder so braucht man keine zwei Anschlüsse parallel zu bezahlen.
Schon heute gibt es verschiedene Anbieter bei den Glasfasernetzen. Leider ist die Konkurrenz hier nicht so stark wie in den Nachbarländern, aber das wird sich in der Zukunft ändern. Man wird die Wahl zwischen mehreren Anbietern haben. Heute kann der Kunde für seinen Kupferanschluss unter mehreren Anbietern wählen, z. B. die Telekom, 1&1 oder Vodafone. Das gleiche gilt zukünftig auch für die Glasfasernetze – und Konkurrenz ist in der Regel gut für die Preise.
Um eine Vergleichbarkeit herzustellen müssen die Kosten für einen Glasfaseranschluss klar aufgeschlüsselt werden. Anschließend vergleicht man das Angebot mit den Angeboten der Kupfer- und Kabelkonkurrenz. Berechnet man nun den Preis pro MBit/s, so bekommt man bei der Glasfaser eindeutig die meiste Leistung für sein Geld.
Allerdings stelle ich auch die Behauptung in den Raum, dass niemand jemals mehr zu Kupfer und Co. zurück möchte. Wer einmal die Vorteile eines Glasfaseranschlusses mit solch einer hohen Bandbreite schätzen gelernt hat, wird sich nicht mehr mit einem “bis zu 16 MBit/s”-Kupferanschluss zufriedengeben.
Beim Thema Geld kommt es einfach auch auf den konkreten “Schmerz” des Kunden an. Bei “Glasfaser für Kerken” haben wir beide Extreme erlebt. Die Bürger mit einer halbwegs brauchbaren Anbindung waren deutlich schwerer zu überzeugen – hier wurde oftmals mit den Kosten argumentiert.
Bürger in den Randgebieten hatten überhaupt kein Problem mit den Kosten. Bei einer Bandbreite von oftmals weniger als einem(!) MBit/s hören wir selten etwas vom Thema Geld. Im Gegenteil – viele dieser Mitbürger hätten auch zusätzliche Kosten für die Installation getragen, nur um ihr Haus anzuschließen. Und der Tarif hätte auch gerne das Doppelte kosten dürfen – Hauptsache endlich einen vernünftigen Internetanschluss!
Unser Dorf darf nicht sterben
Das Internet ist heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Die Anwendungsfälle sind so vielfältig wie das Netz an sich. Dabei geht es nicht darum, dass endlich alle Video per Netflix und Amazon Prime streamen können. Ganz andere Themen kommen hier ins Spiel.
HomeOffice als Arbeitsform wird immer stärker genutzt, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Nebenbei trägt HomeOffice dazu bei, den Verkehr zu entlasten. Jedes Auto weniger auf der Straße zählt. Eine zeitgemäße Internetanbindung ist allerdings die Voraussetzung dafür.
Auch der Mittelstand und die landwirtschaftlichen Betriebe kommunizieren heute längst per Internet mit Kunden und Partnern. Und die Datenmengen werden immer größer, die benötigte Bandbreite wächst von Jahr zu Jahr. Daher muss schnelles Internet auch bis zum letzten Hof gebracht werden!
Eine leistungsstarke Internetanbindung ist der entscheidende Standortfaktor in der Zukunft – insbesondere in ländlichen Regionen. Und Glasfaser hat hier deutlich die Nase vorn.
Abwanderung ist ein schleichender Prozess
Auch wenn viele Bürger, aber auch Politiker, es noch immer nicht wahrhaben wollen. Das Internet hat das Leben so maßgeblich beeinflusst wie keine Technik je zuvor. Und wir stehen noch immer am Anfang. Die nächste industrielle Revolution steht gerade vor der Tür. Mit steigender Bandbreite werden Anwendungen folgen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können.
Schafft es die (lokale) Politik nicht, eine leistungsstarke Internet Infrastruktur zu etablieren, sinkt dadurch im 21. Jahrhundert die Lebensqualität der Bürger. Bei der Wahl des Wohnortes werden Bürger ihre Entscheidung auch von der zur Verfügung stehenden Bandbreite vor Ort abhängig machen.
Ist die verfügbare Bandbreite zu gering, kann man an einem modernen Leben heutzutage nicht mehr teilnehmen. Menschen die hierauf Werte legen, werden über kurz oder lang umziehen – in Gemeinden mit einer starken Infrastruktur. Es ist ein schleichender Prozess.
Bürger wandern ab, insbesondere die jüngere Generation. Der Altersdurchschnitt steigt, die Einwohnerzahl sinkt, die Kaufkraft schwindet – langsam, aber sicher. Aufgrund dieses Vorgangs werden mittelfristig Geschäfte schließen, was die Gemeinde insgesamt noch unattraktiver macht.
Die Firmen und Industrie sind bereits heute auf einen leistungsstarken Internetanschluss angewiesen. Ist dies nicht gegeben, muss mittelfristig eine Standortveränderung in Betracht gezogen werden. Die Steuereinnahmen für die Gemeinde sinken. Aus Bürgersicht steht noch weniger Geld für Kultur, Sport und andere Investitionen zur Verfügung. Die Gemeinde wird noch unattraktiver.
Ist dieser Prozess erst einmal in Gang, ist er nur sehr schwer zu stoppen. Den Trend umzukehren und zum Positiven zu werden, ist ein noch größerer Kraftakt.
Sich heute für eine starke Glasfaser Infrastruktur einzusetzen, ist Daseinsvorsorge für die Zukunft. Jeder hier investierte Euro ist gut angelegtes Geld, um die Gemeinde fit für die Zukunft zu machen!
Selber handeln!
Nun geht es nicht darum die Bürger mit einer Horrorvision zur Unterschrift eines Glasfaser-Vertrages zu nötigen. Aber es muss klipp und klar kommuniziert werden, wie wichtig dieses Thema für die Zukunft der eigenen Gemeinde ist.
Im Rahmen von Glasfaser für Kerken unterstützen wir parallel auch die Bürgerinitiativen der umliegenden Gemeinden. In Uedem hatte die dortige Bürgerinitiative einen sehr engagierten Gastredner eingeladen. Mike Rexforth, Bürgermeister der Gemeinde Schermbeck, ist beim Thema Glasfaser ein wahrer Überzeugungstäter.
Nach einführenden Worten von Uedems Bürgermeister Rainer Weber, der lokalen Bürgerinitiative und Dr. Kaack von Breitband.NRW trat Mike Rexforth ans Mikrofon. Schon die Einleitung war der Hammer: “Ihr Dorf wird untergehen, wenn Sie nicht handeln!”. Uns als “Gast”-Bürgerinitiative lief es kalt den Rücken runter. Solche Worte haben wir von einem Bürgermeister zu diesem Thema noch nie gehört. “Sie dürfen die Zukunft ihrer schönen Gemeinde nicht von ein paar Euro abhängig machen. Unterschreiben Sie und sorgen dafür, dass hier die 40 % erreicht werden. Reden Sie mit Ihren Nachbarn und überzeugen Sie diese ebenfalls zu unterschrieben.”
Auch Issums Bürgermeister Clemens Brüx hat ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt. In der heißen Phase wandte er sich wöchentlich mit einem Video-Appell (Link Facebook-Video) an seine Bürger. Sein Einsatz wurde belohnt. Zusammen mit der Bürgerinitiative wurde die 40 % Marke geknackt und die Gemeinde Issum wird ebenfalls eine zukunftsfähige Glasfaser Infrastruktur bekommen.
Wir-Gefühl stärken
Das Heimatgefühl und die Zugehörigkeit zu seiner Gemeinde kann man auch als Argument in der Überzeugungsarbeit beim Bürger einsetzten. Schließlich geht es um die eigene Gemeinde! Eine Glasfaser Infrastruktur macht die eigene Gemeinde langfristig attraktiv und fit für die Zukunft.
Lokalpatriotismus in diesem Fall ein sinnvolles Mittel um den Ehrgeiz etwas anzuheizen. In vielen Gemeinden gibt es sicherlich “Pseudo“-Konkurrenz und Schaukämpfe zwischen den einzelnen Ortsteilen. “Schau mal, was die Nachbargemeinde schon erreicht hat. Wenn das so weitergeht bekommen die Glasfaser und wir nicht.” Diese Vorgehensweise hat auch bei Glasfaser für Kerken, das ein oder andere Prozentpünktchen gebracht.
In Teil 2 hatten wir schon angesprochen, die lokale Prominenz und bekannte Gesicht als Multiplikator einzusetzen. Eine weitere Möglichkeit in diesem Zusammenhang ist es, kurze Videos mit diesen Bürger zu drehen. Dort schildern diese als Fürsprecher für die Glasfaser, warum sie sich für das Thema engagieren.
Das Schreckensszenario “leeres Dorf” haben wir auch in unserem Flyer “Warum?” aufgegriffen . Nur ein großes “Warum?” auf der Titelseite und ein Bild aus der Gemeinde – kein Wort von Glasfaser. Einige Bürger waren zu diesem Zeitpunkt von der Werbung und Diskussion zur Glasfaser genervt. Sie hätten weitere Werbung einfach in die Papiertonne geworfen. Aber so konnten wir die Emotionen ansprechen – ein Riesenerfolg. Der Flyer war Thema Nummer 1 im Dorffunk.
Gekrönt wurde das Thema mit einem Bericht in der “Aktuellen Stunde” des WDR. Auch hier wurde an das Wir-Gefühl in der Gemeinde appelliert – Motto “unser Dorf darf nicht sterben”!
Fazit
Fakten sind wichtiger Teil in der Argumentation pro Glasfaser. Es gibt sehr viele sachliche Argumente für Glasfaser und es ist zweifelsohne die Technik der Zukunft. Allerdings erreicht man somit nicht die Herzen der Bürger.
Hier kommen Emotionen und Gefühle ins Spiel – denn diese sind noch viel stärker als die sachlichen Argumente. Ist erst das Herz gewonnen, ist auch der Weg zur Geldbörse offen.
Und ein modernes Märchen endet dann: “… und weil die Bürgerinitiative es geschafft habt, surften sie von da an glücklich und zufrieden mit 500 MBit/s symmetrisch.” – oder so ähnlich. 🙂
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